Grüne Wunderwerke –
Mehr Natur für Fassaden und Dächer
In einer Welt, in der Beton und Asphalt oft das Stadtbild dominieren, bieten begrünte Fassaden und Dächer nicht nur einen ästhetischen Mehrwert, sondern tragen auch wesentlich zu einem verbesserten Stadtklima bei. Als Immobilienbesitzer können Sie aktiv dazu beitragen, Ihre Umgebung in eine grüne Oase zu verwandeln. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die technischen Voraussetzungen, Vorteile und Herausforderungen der Fassaden- und Dachbegrünung sowie inspirierende Beispiele, die zeigen, wie das gelingen kann.
Grün bietet nicht nur einen optischen Mehrwert und steigert auf natürliche Weise das Wohlbefinden der Menschen, sondern hat noch viele weitere Vorteile.
PROs for Plants
Natürliche Klimaregulierung:
Grüne Dächer und bepflanzte Fassaden bieten eine effektive Alternative zur herkömmlichen Klimatisierung. Die Vegetationsschicht sorgt für ein ausgeglichenes Temperaturumfeld, wobei die täglichen Temperaturschwankungen selten 15 Grad überschreiten. Im Sommer bleiben die Temperaturen unter 35 Grad, während im Winter kaum Frost auftritt. Studien zeigen, dass in den heißesten Zeiten des Jahres die Temperaturen in Dachgeschosswohnungen mit begrünten Dächern denen im Erdgeschoss ähneln. Im Winter dient die Begrünung als zusätzliche Isolierung, was Energiekosten und CO2-Emissionen reduziert. Wenn das gesamte Gebäude begrünt ist, kann auf eine konventionelle Klimaanlage weitgehend verzichtet werden.
Ökologischer Nutzen:
Die Schaffung von grünen Oasen auf Dächern von Unternehmenszentralen, Einkaufszentren und Parkhäusern oder die Begrünung von Garagen stellt eine direkte Methode dar, um die durch Bebauung verloren gegangene Natur teilweise zu kompensieren. Selbst bei einfacher extensiver Begrünung mit anspruchslosen Pflanzen wie Blumen, Gräsern und Kräutern können Lebensräume entstehen – Ökosysteme, die in den letzten Jahren besonders stark unter der städtischen Expansion gelitten haben. Begrünte Fassaden bieten Insekten und Vögeln Schutz, Brutplätze und Nahrungsquellen.
Wasserzyklus:
Abhängig von der Konstruktion können begrünte Dächer zwischen 50 und 90 Prozent des Regenwassers sammeln. Dieses Wasser wird durch Verdunstung über die Substratschicht und die Pflanzen wieder in den atmosphärischen Kreislauf zurückgeführt. Für städtische Abwassersysteme bedeutet dies eine erhebliche Entlastung. Pro Quadratmeter Dachfläche können jährlich bis zu 700 Liter Wasser von der Kanalisation und Kläranlagen ferngehalten werden. Dies trägt zur Reduzierung von Spitzenbelastungen während starker Regenfälle und zur Verringerung des Hochwasserrisikos bei. Wenn zusätzlich das überschüssige Wasser von den Dächern in Wasserspeicher wie Zisternen oder in Teiche mit Versickerungsflächen geleitet wird, kann sogar das gesamte Regenwasser auf dem Grundstück verwaltet werden.
Mikroklima und Luftqualität:
Der lokale Wasserkreislauf, der durch begrünte Flächen gefördert wird, trägt zu einem gesünderen Mikroklima bei. Dies wird besonders an heißen Sommertagen spürbar, wenn die Verdunstung die trockene und heiße Luft abkühlt und befeuchtet. Darüber hinaus fungiert die Vegetation als natürlicher Filter, der eine Vielzahl von Schadstoffen und Feinstaub aus der Luft entfernt. Zudem trägt die Begrünung von Dächern und Fassaden zur CO2-Bindung bei und fördert die Sauerstoffproduktion.
Challenges grüner Gebäude
Die Begrünung von Dächern, Balkonen und Fassaden setzt eine sorgfältige Planung und Berücksichtigung der baulichen Gegebenheiten voraus. Die Umsetzung einer Dach- oder Fassadenbegrünung sollte dann immer in Zusammenarbeit mit Fachleuten erfolgen. Architekten, Landschaftsplaner und spezialisierte Unternehmen können individuelle Lösungen entwickeln, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch technisch realisierbar sind.
Stabilität & Wartung:
Die zusätzliche Last von Erde, Pflanzen und Wasser kann eine Herausforderung für die strukturelle Integrität des Gebäudes darstellen. Eine professionelle Prüfung durch einen Statiker ist unerlässlich. Ab einer Dachneigung von zehn Grad muss die sogenannte Schubsicherung ein Abrutschen der Vegetation verhindern. Die laufende Wartung von begrünten Flächen kann kostspielig sein, insbesondere wenn spezialisierte Ausrüstung oder Fachkräfte erforderlich sind.
Pflanzen & Pflege:
Bei der Begrünung von Gebäuden ist vor allem auf die Auswahl der richtigen Pflanzen zu achten. Diese müssen an ein nährstoffarmes Substrat und an periodische Trockenheit während des Sommers angepasst sein. Speziell für extensive Dachbegrünungen sind Saatgutmischungen entwickelt worden. Die Fette Henne ist z. B. ein wüchsiger und robuster Bodendecker, der sich auf Dächern wohl fühlt. Efeu oder Wilder Wein brauchen als Fassadengrün noch nicht einmal eine Rankhilfe.
Regelmäßig fällig sind Pflege, Beschnitt und eine Überprüfung auf Schädlinge oder Krankheiten. Eventuelle Lücken im Bewuchs sollten gefüllt werden. Ungewollt über Samenflug eingetragene Pflanzen müssen unbedingt entfernt werden.
Bewässerung:
In trockenen Gegenden benötigen grüne Dächer und Fassaden ein effizientes Bewässerungssystem. Dies kann eine Herausforderung in Regionen mit Wasserknappheit darstellen oder zusätzliche Kosten für die Wasserversorgung verursachen.
So geht Green Building
Eden Tower, Frankfurts erstes grünes Hochhaus
Die Pflanzen wurzeln in mit Mineralwolle gefüllten Taschen aus Textil. Bewässerung, Entwässerung und Elektronik zur Steuerung wurden vertikal im Hohlraum der Wandkonstruktion untergebracht. Die Wartung erfolgt über die Fassadenbefahranlage.
AERA, aufwändige Dachbegrünung in Charlottenburg
Das Gewerbeprojekt „AERA” auf der Mierendorf-Insel in Berlin-Charlottenburg integriert Kiefern, Eichen, Ahornbäume und Wildkirschen auf dem 2.200 m² großen Dachpark. Auch Blitzschutz und eine Absturzsicherung für die Bäume wurden eingeplant.
FÖRDER-TIPP
Um die Errichtung von Gründächern zu fördern, haben Bund, verschiedene Länder und Städte entsprechende Förderprogramme ins Leben gerufen. Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude ist beispielsweise ein BAFA-Zuschuss für die Sanierung von Dächern mit Begrünung verfügbar. Zudem können im Rahmen des KfW-Förderkredits mit Tilgungszuschuss für die Umwandlung in ein Effizienzhaus (Programm 261) auch Kosten für die Errichtung eines begrünten Daches gefördert werden.
Mehr Infos: https://www.gebaeudegruen.info/